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12. Die Pflanzengesellschaften an den Lawinenverbauungen

 
Hoch über dem Grundberg befindet sich einer der schönsten, bequem erreichbaren Aussichtspunkte aufs obere Saastal. Der nach Süden orientierte, stark besonnte Hang liegt an einem Abbruch hoch über Saas Grund. In den letzten Jahren wurde hier ein wirksamer Gürtel von Lawinenverbauungen im steilen Hang verankert. Ein imposantes Festungswerk moderner Schutzbauten, das dem Schnee im stark geneigten Hang Halt geben muss und rutschende Schneemassen im darüber liegenden Anrissgebiet abfangen soll. Zum Schutz der Lärchenwälder und von Saas Grund.
Die intensive Besonnung dieses Südhangs beschert ihm reichen Pflanzenwuchs. Aber es sind spezielle Pflanzen. Der Boden ist steinig und mager und durch die Hangneigung nur in einzelnen Stufen und wenigen zusammenhängenden Rasenflecken bedeckt. Die Erosion nagt am Gelände. Die Pflanzenspezialisten müssen hier mit einer guten Wasserspeicherung, mit Hitzeschutz und guter Bodenverankerung ausgestattet sein. Der Vandellis Mannsschild, ein winderprobter, widerstandsfähiger Einwanderer aus südlichen Gebirgsregionen, bildet zur guten Verankerung in windexponiertem Gelände kleine, aber feste halbkugelige Polster. Man findet ihn in den Alpen sonst recht selten. Ein besonders farbenprächtiger Gast ist die Scheuchzers Glockenblume, die den Namen des grossen Zürcher Arztes, Botanikers und Naturforschers Johann Jacob Scheuchzer trägt (der nachweislich auch in den Vispertälern und im Monte-Rosa-Gebiet seine Pflanzenstudien betrieben hat). Auch das Alpen-Sonnenröschen erinnert in seinem Namen an die starke Sonneneinstrahlung hier in den Lawinenverbauungen. Als kalkliebende Pflanze signalisiert es gleichzeitig, dass hier eine der seltenen Stellen liegt, wo der Boden mit kalkhaltigeren Gesteinsschichten durchsetzt ist. Sie stammen aus Schieferschichten, die sich südlich des Triftgrätji und am Hehbord dahinziehen.
Hier liegt die obere Grenze der Bergwiesen und beginnen die Alpweiden. Es ist das Reich der Bergschafe, die dafür sorgen, dass hohe Pflanzen hier gar nicht erst aufkommen können. Auch zarte Pflanzen, die mit dem Verbiss schlecht zurechtkommen, haben hier eine Chance, die Beweidung zu überstehen. Besser dran sind Pflanzenarten, die aus den Wurzeln heraus regenerieren können. Im Alprasen sind die vom Vieh verschmähten Arten klar im Vorteil. Nicht nur der Mensch, auch Wildtiere und das liebe Vieh greifen in das sog. «ökologische Gleichgewicht der Natur» eben ein.