8. Die Schneetälchen-Vegetation
|
|
Auf dem Weg vom Kreuzboden zum Triftgrätji quert die Alpenblumen-Promenade in einer lang gezogenen Hangtraverse zwischen den Morgsteine und dem Grat das alte Gletscherbett des Mälligagletschers. Dieser hat sich seit 1820, 1850 und wieder 1920 weit unter die Westflanke des Weissmies zurückgezogen. Als typischer Hängegletscher sind seine Randzonen von einer steil abfallenden Seitenmoräne und dem Grat des Schwarzmies begrenzt. Das eng abfallende Zungenbett sorgt auch heute noch aus den Gipfelregionen des Weissmies für genügend Schnee-Nachschub, so dass im Zungenauslauf meist bis weit in den Sommer hinaus der Schnee in Geländefalten liegen bleibt. Tatsächlich beträgt die schneefreie Zeit in dieser Geländefalte meist nur 2-3 Monate. Dementsprechend kurz ist auch die Vegetationszeit, was an die Pflanzen ganz besondere Anforderungen stellt. Sie haben nur eine kurze Wachstumszeit zur Verfügung. Meist ist der Humus zwar tief, weil er sich in Senken und Mulden ohne Erosionsgefahr aufbauen kann. Dafür ist er nur in begrenzten Flächen vorhanden. |
Kurze Vegetationszeit, Rutsche und hin und wieder sogar Steinschlag verhindern hier eine geschlossene Rasendecke. Typisch sind Pflanzen mit kurzem, polstrigem Wuchs und sattgrünen Farben. Sie sind äusserst widerstandsfähig, von denen einige Arten bis über 3000 m ü. M. aufsteigen. Der seltene Gletscher-Hahnenfuss zum Beispiel, eine arktische Pflanze, die nach der Eiszeit eingewandert ist, ist sogar auf Hohsaas anzutreffen. Häufiger ist die Schwefel-Anemone, die sich hier trotz harter Bedingungen halten kann, vorzugsweise aber auch weiter unten siedelt. Mit dem wechselfeuchten Boden gut zurecht kommt auch der Frühlings-Enzian, der nur wenig Humus braucht, sofern er breite Wurzelfächer treiben kann. Die Blätter des gelbblütigen Bergnelkenwurz liegen unmittelbar über dem Boden, der ca. 15—25 cm lange Stängel mit der gelben Blüte treibt innert weniger Tage aus. Er gehört zur Familie der Steinbrech, fühlt sich auf kargem Boden, wie schon sein Name sagt, äusserst wohl. |
Die Pflanzengesellschaft im Schneetälchen ist darauf angewiesen, mindestens zwei Monate vom Schnee befreit zu sein. Ist dies nicht der Fall, fehlen die nötige Wärme und Lichtmenge zum Wachstum. Die Schneeschicht schützt aber auch vor Frost und Kälte, da es auf Bodenhöhe nie unter 0° C wird. Die Schneedecke bildet genügend Wasserreserve, da sie den Boden bis in eine gewisse Tiefe auch über die trockene Zeit hinweg schön feucht hält. |
|
|