2. Die Alpenblumen-Promenade
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Nach einer genussvollen Gondelbahnfahrt erreichen Sie den Kreuzboden inmitten einer imposanten Bergwelt von Viertausendern. Mitten in einem der schönsten Naturparadiese der Alpen können Sie auf leicht begehbarem Weg hoch über dem Saastal ein fast vergessenes Paradies von Alpenblumen geniessen. Sie sind in einem der schönsten Alpenblumen-Gebiete der Schweizer Alpen. Dort, wo vor Ihnen unzählige Botaniker und Alpenblumen-Forscher der Schweiz, von Horace Bénédict de Saussure, Haller, Scheuchzer bis zum Prior Murith vom Grossen St. Bernhard, ihre botanischen Entdeckungen machen konnten.
Der Weg führt Sie durch eine eindrucksvolle Landschaft botanischer Seltenheiten. An Alpenblumen-Standorte, die Sie nirgendwo sonst in dieser szenischen Folge bewundern können! Zur Mithilfe überraschen den Bergwanderer unterwegs 250 rechteckige Täfelchen im Grössenformat 25x16 cm. Jedes Täfelchen, platziert am Standort, wo die Pflanze wächst, zeigt von dieser eine Foto. In fünf Sprachen sind der Name und die wichtigsten Merkmale der Pflanze angegeben. So durchwandern Sie in leichtem Gegenanstieg das alte, heute überwachsene Gletscherbett des einstmalig mächtigen Triftgletschers. Auf Mälliga und Morgsteine liegen gewaltige Findlinge am Weg. Sorgsam geschichtete Steinhaufen zeugen von der harten Alparbeit der alten Saaser. Am Gufer und Triftgrätji treffen Sie auf Pionierpflanzen, die mühsam festgekrallt im kargen Boden zu überleben suchen. |
Am Triftgrat, hoch über Saas Grund, schweift unser Blick vom Stellihorn und dem Staudamm Mattmark im Süden zu den gewaltigen Felspyramiden der Mischabelkette im Westen, zu den schneebedeckten Gipfeln der Berner Alpen im Norden und zur bekannten Weissmiesgruppe im Nordosten. Dieser Punkt gehört zu den umfassendsten Aussichtsstellen im Saastal.
Einerseits sind wir noch fasziniert vom Anblick der weiss gezierten Viertausender der Mischabelgruppe, dem mächtigen Feegletscher, der im Talgrund ruhenden Fremdenorte Saas Grund und Saas Fee anderseits bewundern wir bergwärts am Weg eine artenreiche Alpenflora, begünstigt durch die geschützte, sonnige Hanglage.
Der Weg ist jetzt in leichter Neigung bequem begehbar. Hier, im warmen südlichen Klima, gedeihen die wohl schönsten Pflanzen und Blumen unserer Alpen. Sie sind alle vom Weg aus gut zu sehen und leserlich beschriftet. Fast wie in einem Film wechselt die Landschaft und mit ihr die Flora. Schneeenzian, Vandellis Mannsschild, Saturei, natürlich alle streng geschützt, haben hier überlebt.
An Metallrechen, die das Anbrechen von Lawinen verhindern sollen, führt unser Weg weiter an steilem Berghang und Felsen; wo es die Sicherheit erfordert, mit Drahtseilen gesichert.
Nun gehts Richtung Grundberg, dem Standort der Edelweiss. Bald münden wir in eine autobreite Strasse ein. Von hier aus führt bergwärts der Wanderweg nach der Almagelleralp und talwärts weist die Tafel auf die Fortsetzung der Alpenblumen-Promenade. Wir wandern vier Kurven lang auf dieser breiten Strasse und erreichen den untern Plattubodu, ein angenehmer Platz zum Verweilen. Von dort wandern wir auf der breiten Strasse weiter und biegen in den im Sommer 2003 neu angelegten Weg in Richtung Zingelstapfu. Ein Halt lohnt sich hier, denn ein Rundblick zu den Bergriesen und ins lang gezogene Tal beeindruckt jedermann. Hernach nehmen wir Abschied von der wilden Bergwelt und betreten jungen Lärchenwald, durchsetzt mit verschiedenen niederen Sträuchern. Wir erreichen bald die Brücke vom Triftbach und durchwandern den Alpstafel der Triftalp. Wie oft wohl hat die schmucke, weisse Kapelle mit der Mischabelgruppe im Hintergrund als Fotomotiv gedient? Wenige Meter unter dem alten Alpstafel finden Sie im Café Triftalp Speis und Trank. |
Durch kräftigen Lärchenwald, auch durchsetzt von Arven, Föhren und der Grünerle, nehmen Sie das letzte Stück des Weges unter die Füsse. Typische Waldpflanzen-Gesellschaften, einmalig in Duft und Farben, konkurrieren hier mit den knorrigen alten Bäumen. Der Weg ist schattig, führt jetzt strebsam in Richtung Saas Grund. Schon kann man die Gondelbahn sehen, deren Kabinen still und wie von unsichtbarer Hand geführt, bergaufwärts ziehen. Bald werden Sie wieder an der Talstation stehen. Gut gelaunt, körperlich leicht gefordert, aber um eine der schönsten Erfahrungen reicher.
Die Alpenblumen-Promenade Saas Grund durchwandert man gemütlich und mit angemessener Rast in 3-4 Stunden. Man kann daraus auch einen Tagesausflug machen, sollte allerdings bergtüchtig sein. Selbstverständlich respektiert jeder die Pflanzen, denen man in seltener Schönheit hier noch begegnen kann. Pflücken ist nicht gestattet. Die meisten dieser Pflanzen gibt es schon seit Jahrmillionen, länger jedenfalls, als je ein Mensch diese Erde bewohnt hat. Das setzt vielleicht eine gewisse Ehrfurcht voraus und Freude an den Schönheiten der Natur.
Der Lehrpfad ist auf der ganzen Strecke mit speziellen grünen Wegweisern gekennzeichnet. Er bietet Familien mit Kindern, Schulklassen und allen Interessierten eine erlebnisreiche «Schulstunde unter freiem Himmel».
Immer wieder begegnet man am Wegrand schmucken Informationstafeln. Jede der nummerierten Informationstafeln, an Felsen und Holzpfosten angebracht, enthält den deutschen, lateinischen, französischen, italienischen und englischen Namen, die wesentlichsten Merkmale in Kurzform sowie eine farbige Abbildung der Blume. Das Foto der Pflanze wird von vielen Besuchern, vor allem in der Zeit, da die Pflanze bereits verblüht ist, geschätzt.
Zweifellos ist der Unterhalt der Alpenblumen-Promenade in dieser Grössenordnung recht aufwändig: Oswald Zurbriggen, ein pensionierter Lehrer und Der ausgewiesener Kenner der Alpenflora, in der die Entstehung der Promenade Ian massgeblich geprägt hat, läuft einmal pro Woche den gesamten Pfad ab, prüft die Aktualität der Tafeln und wechselt sie entsprechend der Blütezeit aus. Oft schon haben Wanderer neue Pflanzen und Blumen entdeckt und mit ihren Angaben den Lehrpfad bereichert. |
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