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6. Die alten Alpweiden auf Mälliga

 
Die überwachsenen Grundmoränen-Züge auf Mälliga waren zur Blütezeit des Viehhandels über die Saaser Pässe bis in die letzten Halden hinauf vom Alpvieh bestossen. Die Sennen und Hüterbuben säuberten jeweils, bevor das Vieh die Alp belegte, die Felsblock-übersäte Alpweide vom im Herbst und Frühjahr nachgestürzten Geröll («Gmeiwärch»). Die zahlreichen über Mälliga verteilten Steinhaufen, fein säuberlich zu kleinen Podesten aufgeschichtet, zeugen heute noch von dieser mühseligen Arbeit. Aber die Viehwirtschaft wurde in diesem Jahrhundert immer schwieriger. So wurde speziell in den Nachkriegsjahren die Alpbelegung auf Kreuzboden schwächer. Die teils steilen, nährstoffarmen Böden wurden nur noch selten oder gar nicht mehr beweidet. Statt weidefreundliche Alpengräser begannen andere Pflanzengesellschaften, die Alp Mälliga zu überwachsen.
Oberhalb Mälliga (2400m m ü. M.) erreicht die Alpenblumen-Promenade ihren höchsten Punkt. Die auf alter Grundmoräne liegende Alpfläche hat zwei deutliche Trockenschuttkegel, die von Steinrunsen gebildet wurden. Mälliga ist als ehemalige Moränen-Landschaft eine sog. «Ruhschuttzone». Der Boden war damit für die Alpbeweidung ohnehin minderwertiger. Grund genug, diesen Alpteil auch früher als andere aufzugeben. Die lange, einst instabile Seitenmoräne ist nur mit wenig Humus bedeckt. Höhere Pflanzenarten fehlen, widerstandsfähige und breitwurzlige Pflanzen dominieren, so das Alpen-Leinkraut, das Stiellose Leimkraut, eine typische Polsterpflanze, oder die Alpen-Azalee, die sich eng dem Boden anschmiegt. Mannsschild. Hahnenfussgewächse, Steinbrech, Himmelsherold sind eigentliche Pionierpflanzen, die sich je nach Geländeform, Untergrund und Klimavoraussetzungen bis in grosse Höhen vortasten und weit oberhalb Mälligas, ja sogar bis Hohsaas hinauf noch siedeln können.
Die fehlende Alpnutzung auf Mälliga gibt der sog. «natürlichen» Alpenflora freien Raum. Die Vegetation ist kurz, polsterartige Pflanzen überwiegen. Im typischen, durch fehlende Alpnutzung eingewanderten struppigen Borstgrasrasen sitzen Männertreu, Arnika, Alpenklee und mitunter Purpur-Enziane eingebettet. Flechten, denen schon die von Regen und Sonne aufgeraute Oberfläche nackter Felsen zur Besiedlung genügt. Oder die Polstervegetation, die sich schon auf wenig Humus halten kann. Der zähe Borstgrasrasen mit seinen darin eingebetteten Alpenpflanzen, der bei fehlender Beweidung instabile Bodenverhältnisse schafft und zu Lawinenanrissen führen kann. Weshalb die nachlassende Alpbestossung alles andere als unproblematisch ist.